Welche Promotionswege gibt es?

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Bereit für die Promotion?

Eine Promotion ist eine Qualifizierungsphase, in der Sie sich als selbständige*r Wissenschafler*in etablieren und nötige Kompetenzen erwerben, die Sie auch längerfristig weiterbringen. Sie öffnet Ihnen damit viele Chancen, birgt aber auch viele Herausforderungen. Eine Abwägung des Für und Wider und eine intensive Reflektion über die eigenen Ziele und die persönliche Eignung sind unbedingte Voraussetzung. Eine erfolgreiche Promotion erfordert Durchhaltevermögen, Disziplin und Energie.

Folgende Fragen können Ihnen bei der Beantwortung helfen, ob eine Promotion die richtige Wahl für Sie ist:

  • Arbeite ich gerne wissenschaftlich?
  • Will ich später in einer verantwortlichen Forschungs- oder Führungsposition arbeiten?
  • Bin ich bereit, mich für mindestens drei Jahre auf ein spezielles Thema zu konzentrieren?
  • Kann ich mich selbst strukturieren und mir einen realistischen Arbeitsplan für die gesamte Dauer der Promotion erarbeiten? 
  • Kann ich mich immer wieder motivieren, das Projekt fortzuführen, auch in schwierigen Phasen?
  • Kann ich sowohl selbständig wie auch im Team arbeiten?
  • Kann ich meine Forschung in wissenschaftlichen Texten verfassen?

Im Zentrum der Promotion steht die Doktorarbeit (Dissertation). Sie stellt letztlich den Beleg dafür dar, dass Sie in der Lage sind, selbstständig wissenschaftlich zu analysieren und wichtige Beiträge für die wissenschaftliche Gemeinschaft zu erbringen.

Quelle: "Promovieren in Deutschland. Ein Leitfaden für internationale Doktoranden"


Wissenschaftliches Umfeld der Promotion

Es gibt diverse Möglichkeiten, in welchem Umfeld Sie an Ihrem Dissertationsthema forschen. Jedoch muss immer gewährleistet sein, dass Ihre Arbeit von mindestens einem habilitiertem Betreuer begleitet wird (traditionellerweise als "Doktormutter" oder "Doktorvater" bezeichnet).

Promovieren können Sie mit Forschungsarbeiten:

  • an einer Hochschule, etwa der Universität Greifswald
  • an einem außeruniversitären Forschungsinstitut
    In Greifswald wären dies das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie sowie das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik. Diese Institute müssen im Rahmen der Promotionsbetreuung mit einer Universität kooperieren.
  • in einem Unternehmen
    Promotionsstellen der Industrie bieten den Doktorierenden meist befristete Arbeitsverträge auf Teilzeitbasis, industrienahe und anwendungsorientierte Forschungsmöglichkeiten und eine gute Perspektive für die Zeit nach der Promotion. Auch hier wird das Promotionsvorhaben von einer * einem habilitierten Hochschullehrer*in einer kooperierenden Universität betreut.

Quelle: Research in Germany


Individualpromotion vs. koordinierte Promotionsprogramme

Grundsätzlich gibt es in Deutschland zwei Arten, in deren Rahmen eine Promotion erfolgen kann: 

1. Individuelle Promotion

Der in Deutschland am häufigsten beschrittene Weg zum Doktortitel (ca. 77%) führt über die Individualpromotion. In diesem Promotionsmodell werden Sie von einer*einem habilitierten Hochschullehrer*in (der sogenannten „Doktormutter“ bzw. dem „Doktorvater“) betreut. Mitterweile sind weitere Betreuer*innen nicht mehr unüblich. Sie arbeiten eigenständig an Ihrer Dissertation. Dies ermöglicht Ihnen eine große Flexibilität und Freiheit, erfordert aber auch ein hohes Maß an Disziplin und Verantwortungsbewusstsein. Wie lange eine Promotion dauert, hängt von der jeweiligen Zeitplanung ab und häufig davon, wann ein etwaiger Stellenvertrag endet. Grundsätzlich besteht hier eine gewissen Freiheit in der Planung, die zusammen mit den Betreuenden abgestimmt und immer wieder angepasst werden sollte. Mindestens drei Jahre sind üblich. In Greifswald besteht an allen fünf Fakultäten die Möglichkeit einer Individualpromotion.

Quelle: Research in Germany

 

2. Strukturierte Promotion

Neben der Individualpromotion haben Sie in Deutschland auch die Möglichkeit, innerhalb eines strukturierten Promotionsprogramms zu promovieren. Die strukturierten Programme ähneln dem angelsächsischen verschulteren PhD-System, wo ein ganzes Betreuungsteam eine Gruppe von Doktorierenden begleitet. Am häufigsten finden sich solch strukturierte Promotionsprogramme in DFG-Graduiertenkollegs oder Sonderforschungsprogrammen mit angeschlossenen Graduiertenschulen. Diese strukturierten Promotionsprogramme sind häufig international ausgerichtet, mit Englisch als Unterrichts- und Arbeitssprache. Der Zeitplan des Promotionsvorhabens muss sich in das bestehende Programm einfügen, welches in der Regel drei Jahre für eine Promotion vorsieht. Das mit der strukturierten Promotion verbundene Qualifizierungsprogramm beinhaltet häufig ein begleitendes Curriculum, bestehend aus Summer Schools, Journal Clubs, Seminaren, Vorlesungen und eigenen Vorträgen. Meist unterstützen sie auch die Ausbildung von Zusatzqualifikationen und Soft Skills, meist in Zusammenarbeit mit den Graduiertenakademien vor Ort.

Quelle: Research in Germany


    Stipendium vs. Drittmittelstelle vs. Haushaltsstelle vs. externe Promotion

    Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie Ihren Lebensunterhalt während der Promotion finanzieren können und jede dieser Möglichkeiten hat unterschiedliche Vor- und Nachteile. Der überwiegende Teil der Promovierenden steht in einem Beschäftigungsverhältnis.

    Stipendien sind aus finanzieller Sicht in der Regel weniger lukrativ, als eine Anstellung. Dies betrifft nicht nur das monatliche Einkommen, Sie zahlen auch in keine Rentenkasse ein. Dafür gelten Stipendien aber auch nicht als zu versteuerndes Einkommen. Viel wichtiger aber ist, dass Sie durch ein Stipendium Ihre volle Zeit und Konzentration der Doktorarbeit widmen können, statt etwa Lehrveranstaltungen vorzubereiten und durchzuführen. Hinzu kommt, dass viele Stiftungen neben der finanziellen auch eine ideelle Förderung im Rahmen von Weiterbildungen und besonders Netzwerktreffen bieten, so dass Sie sich wertvolle Kontakte auch für die Zeit nach der Doktorarbeit aufbauen können. Eine Liste von Stipendiengebern findet sich hier.

    Drittmittelstellen sind praktisch ausschließlich befristet. Zumeist arbeiten Sie an einem Forschungsprojekt, in dessen Rahmen Sie auch das eigene Promotionsthema bearbeiten. So lässt sich die gesamte Arbeitszeit auch für die Promotion verwenden. Betreut werden Sie dann durch die*den Projektleiter*in. Dazu bewerben Sie sich in der Regel auf eine ausgeschriebene Qualifikationsstelle, welche die Möglichkeit zur Promotion eröffnet. Sie haben aber auch die Möglichkeit, zusammen mit einer*einem potentiellen Betreuer*in einen Drittmittelantrag zu schreiben und so bereits vorhandene eigene Forschungsideen umzusetzen. Dies beinhaltet jedoch zahlreiche Nachteile: Sie erscheinen nicht als Antragstellende*r, die Antragserstellung ist langwierig und mit dem hohen Risiko behaftet, nicht gefördert zu werden. Häufig müssen Qualifizierungsstellen auch öffentlich ausgeschrieben. Je nach der üblichen Fachpraxis und geförderter Bewilligungssumme des Drittmittelantrags erfolgt Ihre Anstellung im Drittmittelprojekt mit 50 - 100 % einer*eines vollbeschäftigten wissenschaftlichen Mitarbeitenden (TVL-E 13). Um entsprechende Stellen zu finden, können Sie Emailverteiler und Datenbanken des jeweiligen Fachbereichs nutzen. Auch die universitären Stellenausschreibungen und fächerübergreifende Datenbanken, in der Promotionsthemen ausgeschrieben werden, können Ihnen bei der Recherche nach Stellenangeboten mit Promotionsmöglichkeit helfen.

    Ähnlich verhält es sich mit Promotionsstellen der Industrie, welche Ihnen meist befristete Arbeitsverträge auf Teilzeitbasis, industrienahe und anwendungsorientierte Forschungsmöglichkeiten bieten. Solche Stellen bieten nach der Promotion sehr gute Perspektiven für eine weitere Karriere außerhalb der Universität. Die Betreuung erfolgt durch ein*e Professor*in einer kooperierenden Hochschule. Auch hier können Ihnen Datenbanken helfen, in denen viele Unternehmen ihre Jobangebote veröffentlichen.

    Bei Haushaltsstellen handelt es sich in der Regel um befristete Teilzeitstellen, die häufig nichts oder wenig mit Ihrem Promotionsthema zu tun haben und häufig in der Erfüllung von Lehrveranstaltungen liegen. Sie können, müssen aber nicht am Lehrstuhl des eigenen Betreuers angesiedelt sein. Der Nachteil an solchen Stellen ist, dass je nach Art und Umfang der Anstellung weniger Zeit für die Promotion übrig bleibt und diese sich dadurch in die Länge ziehen kann. Dem Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (2017) zufolge sind 67% der Promovierenden an Universitäten mit Haushaltsstellen durchschnittlich mit 4,2 SWS in die Lehre eingebunden. Hinzu kommen Zeiten für Vor- und Nachbereitung. Dennoch können Sie den überwiegenden Teil der Arbeitszeit für die Promotion nutzen. Darüber hinaus gewinnen Sie, gerade wenn Sie in der Lehre tätig sind, wichtige Expertise, die Ihnen später wieder von Vorteil sein kann. Achten Sie auf die universitären Stellenausschreibungen.

    Als externe Promovierende finanzieren Sie sich im Rahmen einer Anstellung oder eines Nebenjobs außerhalb von Wissenschaft und Forschung. Diese Promotionen dauern in der Regel wesentlich länger als die oben beschriebenen Möglichkeiten. Sie eignen sich besonders dann, wenn Sie bereits in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt sind und die Promotion vor allem der Erlangung des Doktortitels dient, etwa weil Sie sich dadurch bessere Karrierechancen außerhalb der Univerisität ausrechnen.


    Promotion in Deutschland oder im Ausland?

    Zu allen Fragen einschließlich der Finanzierung von Outgoern rund um das Thema Auslandsaufenthalt oder für Incomer, die aus dem Ausland nach Greifswald kommen, bieten das International Office und das Welcome Center umfassende Informationen.

     

    Informationen für Outgoer, die ins Ausland möchten

    Es gibt gute Gründe für Sie, sich für einen Auslandsaufenthalt zu entscheiden. Neben der Erweiterung des eigenen Horizonts durch neue kulturelle Eindrücke, dem Kennenlernen anderer Forschungskulturen und möglicherweise dem Erwerb neuer Sprachkenntnisse sind Aufenthalte im Ausland auch wichtige Stationen im eigenen Lebenslauf, die die weiteren Karrierechancen deutlich erhöhen. Egal, ob Ihre gesamte Promotion im Ausland erfolgen soll oder im Rahmen einer Promotion in Deutschland nur kürzere Auslandsaufenthalte geplant sind - die Gastinstitution sollte gut gewählt sein und nicht nur aufgrund der Attraktivität als Urlaubsziel ausgesucht werden. Wichtige Fragen, die Sie hier bedenken sollten, sind:

     

    Informationen für Incomer, die in Greifswald promovieren wollen

    Auch wenn er häufig als überbewertet angesehen wird, national und weltweit genießt der deutsche Doktortitel ein sehr hohes Ansehen. Dies ist nicht zuletzt der vorrangigen Stellung wissenschaftlicher Forschung in Deutschland zu verdanken. Jährlich promovieren in Deutschland ca. 25.000 Akademiker*innen und damit mehr als in jedem anderen europäischen Land. Mittlerweile ist Deutschland an dritter Stelle bezüglich der Zahl ausländischer Promovierender, welche sich seit 1997 mehr als verdoppelt hat. Weitere Gründe für eine Promotion in Deutschland.

    Generelle Informationen zur Promotion in Deutschland bietet Ihnen die Broschüre "Promovieren in Deutschland. Ein Leitfaden für internationale Doktoranden" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

    Informationen über die Voraussetzungen, um in Greifswald promovieren zu dürfen, bietet Ihnen das International Office.

    Sie haben sich bereits für eine Promotion in Greifswald entschieden? Das Welcome Center und das International Office bieten Ihnen wichtige Hinweise zur zur Vorbereitung und ersten Schritten. Auch vor Ort unterstützt Sie das Welcome Center, das ein buntes Programm an Aktivitäten in und um Greifswald für Sie bereit hält und Ihnen so das Ankommen erleichtert.

    Für Betreuer*innen ausländischer Promovierender bietet das Welcome Center außerdem eine Liste wichtiger Informationen.


    Monographie vs. kumulative Dissertation

    Eine grundsätzliche Überlegung, die Sie im Rahmen der Anfertigung der Dissertation - also der schriftlichen Doktorarbeit - möglicherweise beschäftigt, betrifft die Frage: Wähle ich als Format eine Monographie, d.h. ein großes Gesamtwerk, oder mehrere Einzelpublikation, die dann als sogenannte kumulative Dissertation in der Regel noch durch ein zusammenfassendes Kapitel abgerundet werden?

    Ob Sie diese Frage jedoch überhaupt beantworten müssen, hängt stark von den für das eigene Fach gültigen Regeln der Promotionsordnung ab. Während Sie in manchen Fächern nach wie vor nur die Monographie wählen können, gibt es in anderen Fächern die Möglichkeit, sich für den ein oder anderen Weg zu entscheiden. Die Entscheidung dazu müssen Sie nicht gleich zu Beginn der Promotionsphase fällen,  sollten Sie aber in jedem Fall mit Ihrer*Ihrem Betreuer*in abstimmen und sich an der gängigen Praxis bzw. Fächerkultur orientieren.


    Die Monographie

    Sie stellt die klassische Form der Doktorarbeit dar. Das Erstellen einer einzigen großen Arbeit erfordert eine gute Strukturierung der für die Promotion zur Verfügung stehenden Zeit und eine gute Selbstmotivierung. Der große Vorteil ist, dass langwierige externe Begutachtungsprozesse wegfallen und die Einreichung der Dissertation am Ende der Promotion nicht von der Veröffentlichung abhängig ist. Die (unter Umständen teure) Publikation der Arbeit muss aber dennoch erfolgen und erst danach wird die Verleihung des Doktorgrades gültig (zuvor erhält man den vorläufigen Titel eines Doktor designatus). Die Veröffentlichung kann als elektronische Veröffentlichung, im Eigenverlag oder durch einen professionellen Verlag erfolgen. Hier finden sich Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Veröffentlichungswege. Näheres regeln die Promotionsordnungen.

     

    Die kumulative Dissertation

    Gerade wenn Publikationsanzahl und Impact Factor wichtige Karrierekriterien für Ihre weitere wissenschaftliche Zukunft sind, ist es ratsam, dass Sie sich für diese Form der Dissertation entscheiden. Die verfassten Manuskripte müssen dann von einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift mit Peer Review veröffentlicht werden. Gerade dieses Peer Review, also der Prozess der (meist mehrfachen) Begutachtung des Manuskripts durch unabhängige Wissenschaftler*innen, kann sich durchaus in die Länge ziehen. Daher sollte das Verfassen und Veröffentlichen von Manuskripten von vorneherein in der Zeitplanung der Promotion berücksichtigt werden und nicht für alle zu verfassenden Manuskripte den letzten Schritt darstellen. Über die Anzahl der mindestens zu verfassenden (akzeptierten bzw. eingereichten) Publikationen gibt die jeweilige Promotionsordnung Auskunft. Bei Fragen zum Umgang mit mehreren Koautoren sollten die Regeln Guter Wissenschaftlicher Praxis entsprechend des Kodex der DFG beachtet werden. Um gezielt Einzelergebnissen veröffentlichen zu können, ist man gezwungen, sein Promotionsthema in mehrere Teilprojekte zu strukturieren, die sinnvoll für sich allein stehen können aber zusammen dennoch eine adäquate Bearbeitung der übergeordneten Promotionsfragestellung darstellen. Die erfolgreiche Veröffentlichung dieser Einzelergebnisse kann dabei einen wichtigen Motivationsschub geben. Hier finden Sie weitere Vor- und Nachteile bezüglich der kumulativen Dissertation.


    Verantwortlich für die Seiten

    Graduiertenakademie der Universität Greifswald

    Dr. Michael G. Schöner

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