Perspektiven nach der Promotion
Der Abschluss der Promotion rückt in greifbare Nähe - doch wie geht es danach weiter?
Es ist nie zu spät, doch je früher man sich diese Frage stellt, umso besser kann man planen und darüber reflektieren, was man selbst eigentlich möchte. Eine Promotion eröffnet vielfältige Möglichkeiten.
Zunächst die guten Nachrichten: 94% der unter 45-jährigen Promovierten gehen einer Erwerbstätigkeit nach. Dabei sind Promovierte beruflich zufriedener, auch weil ihre Fähigkeiten und die für ihren Beruf benötigten Kompetenzen besser aufeinander abgestimmt sind als bei Nichtpromovierten. Außerdem verdienen promovierte Beschäftigte im Schnitt mehr als ihre nichtpromovierten Kollegen, allerdings reduzieren sich diese Einkommensvorteile bei Frauen um bis zu 9%. Zudem sind diese Einkommensvorteile stark fachabhängig: Besonders Rechtswissenschaftler*innen profitieren von ihrem Doktortitel, während sich in den Sprach- und Kulturwissenschaften die Promotion finanziell kaum lohnt.
Allerdings: Nur 19% der Promovierten können längerfristig an einer Hochschule beschäftigt bleiben, der überwiegende Teil wechselt in die Wirtschaft oder in den öffentlichen Dienst, wie nachfolgende Grafik veranschaulicht.
Nur 17% der Promovierten sind überwiegend in Forschung und Entwicklung beschäftigt. Dies steht in starkem Gegensatz zur Gruppe der Nachwuchswissenschaftler*innen, von denen 47% angaben, eine Karriere innerhalb der akademischen Forschung und Lehre anzustreben.
Alternative Karrierepläne sind lohnenswert
Vielleicht streben Sie ja ohnehin eine außerakademische Karriere an. Eine Promotion ist dafür durchaus kein Hindernis, auch wenn sich Gerüchte um Überqualifizierung hartnäckig halten. In Einzelfällen mag dies begründet sein, im Regelfall aber können Sie mit einer abgeschlossenen Promotion zeigen, dass Sie in der Lage sind, selbständig wissenschaftlich zu arbeiten, mit allem, was dazu gehört: Projektplanung und -management, Berichtswesen, Arbeiten allein und im Team, Flexibilität und die Fähigkeit, sich schnell auf Neues einstellen zu können, etc.
Um langfristig eine wissenschaftliche Karriere in einer Hochschule verfolgen zu können, ist die Promotion aber Voraussetzung. Gleichzeitig ist die Promotion bei Weitem noch keine Garantie für die weitere akademische Laufbahn. Auch wenn vielen die Hochschule als beruflich einziger erstrebenswerter Wirkungsort erscheint: die Gefahr, dass dieser Ort einem keine feste Stelle geben wird, ist groß. Sich dieser Tatsache frühzeitig bewusst werden, über Alternativen zur akademischen Karriere zu reflektieren und für sich alternative Karrierepläne zu erarbeiten, beugt Frustrationen vor und schafft eine gewisse Sicherheit und Stabilität beim Zittern um den nächsten Antrag oder die nächste befristete Stelle. Dies soll kein Plädoyer gegen die akademische Laufbahn sein, auf die weiter unten noch genauer eingegangen werden wird. Wohl aber soll dies ein Plädoyer dafür sein, eigene Vorstellungsgrenzen zu durchbrechen und sich ernsthaft mit potentiellen Karrierewegen außerhalb der Hochschule auseinanderzusetzen. Je bewusster und konkreter man für sich alternative Karrierepläne erarbeitet, desto weniger wird einem die selbst gefällte Entscheidung, die Hochschulkarriere zu beenden, als Scheitern erscheinen. Dazu besteht auch kein Grund.
Die außerakademische Karriere
Forschung findet nicht nur in der Akademie statt. Neben zahlreichen öffentlichen Forschungsinstituten etwa der Fraunhofer-, Helmholtz-, Leibniz- oder Max-Planck-Gesellschaft haben zahlreiche Unternehmen eigene Forschungsabteilungen, in denen promovierte Wissenschaftler*innen beschäftigt sind. Auch andere Führungspositionen in der Wirtschaft werden überduchschnittlich häufig von Promovierten besetzt. Daneben arbeiten Promovierte im Wissenschaftsmanagement, im öffentlichen Dienst, in Schulen und Erwachsenenbildung, sind in der politischen Beratung tätig oder machen sich durch Unternehmensgründungen selbständig. Neben besseren Bezahlungen als den tarifvertraglich geregelten Wissenschaftsgehältern erfolgen Festanstellung und Karriereaufstieg in der freien Wirtschaft häufig schneller als in der akademischen Laufbahn.
Wichtig ist, sich frühzeitig über eigene Karriereziele und potentielle Berufsfelder Gedanken zu machen. Dazu zählt auch eine Reflektion über die eigenen Interessen, Wünsche und Stärken, über Kompetenzen, die zum Erreichen der potentiellen Karriereziele nötig sind, inwiefern diese Kompetenzen bereits vorhanden sind und vor allem darüber, wo Nachholbedarf besteht. Oftmals ist es sinnvoll, sich bei diesem Reflektionsprozess begleiten zu lassen im Rahmen eines professionellen Karriere- und Kompetenzcoachings wie es die Graduiertenakademie bietet.
Ist man sich der fehlenden Kompetenzen ersteinmal bewusst geworden, gilt es, diese auszugleichen. Die Graduiertenakademie veranstaltet zahlreiche kostenlose Weiterbildungskurse, wobei vor allem der Bereich "Karriere Plus", der sich speziell der außerakademischen Karriere widmet, betont werden soll. Gezielte Vorbereitungen von Wissenschaftler*innen für den freien Arbeitsmakt bietet auch i.b.s. human resources in Jena, für das es teilweise Finanzierungsmöglichkeiten über die Agentur für Arbeit gibt. Weiterbildungsdatenbanken findet man auf Kursnet der Agentur für Arbeit, dem Weiterbilungs-Informations-System der IHK und bei weiterbildung-mv.de.
Nicht zu unterschätzen am Arbeitsmarkt ist das berühmte Vitamin B - Beziehungen. Der Aufbau eines bestehende Netzwerks ist daher von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Auch hier sei nochmals auf das Angebot der Graduiertenakademie verwiesen, welche regelmäßig Netzwerkveranstaltungen und Exkursionen zu Firmen anbietet.
NOVA ist das Karriereportal der Universität Greifswald, das Stellen und Praktika vermittelt.
Wer sich vorstellen kann, selbst Unternehmensgründer*in zu werden oder eine Idee zu vermarkten, die den Weg in die Selbständigkeit öffnet, dem sei das Gründerbüro bzw. das Zentrum für Forschungsförderung und Transfer empfohlen. Dieses bietet u.a. jährlich den Unique Ideenwettbewerb oder den NOVA Innovationscampus, der zusammen mit der studentischen Unternehmensberatung Capufaktur e.V. ausgerichtet wird.
Die akademische Karriere
Sich alternative Karrierepläne zu erarbeiten, bedeutet nicht, von seinem ursprünglichen Plan, eine wissenschaftliche Karriere an einer Hochschule machen zu wollen, abzurücken. Ganz im Gegenteil ermöglicht die Auseinandersetzung mit alternativen Karrierewegen und die damit verbundene Reflexion über die eigenen Interessen, Ziele und Kompetenzen ein besseres Selbstverständnis und Erkenntnisse, welche Schlüsselqualifikationen zum Erreichen seiner Ziele nötig sind. Genau dieses Erschließen neuer Wege kann dann maßgeblich dazu beitragen, seinem ursprünglichen Wunschziel näher zu kommen.
Es gibt verschiedene Schlüssel zur Karriere. Auch wenn keiner davon eine Garantie darstellt, so ist doch jeder einzelne davon die Voraussetzung, das angestrebte Ziel zu erreichen. Im wesentlichen zählen dazu:
- Planung
Karriere ist ein Stück weit planbar und sollte daher auch geplant werden. Denn diese Planung schaltet abwägbare Unsicherheiten auf dem weiteren Karriereweg aus. Das Karriere- umd Kompetenzcoaching der Graduiertenakademie unterstützt Sie dabei! - Frustrationstoleranz
Kein Zugang zu Archiven, Experimente, die fehlschlagen, abgelehnte Drittmittelanträge - dies alles kann sehr frustrierend sein und gehört doch zum wissenschaftlichen Alltag. Ebenso wie das Erforschen völlig neuer Fragestellungen, das Gewinnen neuer Daten, die soeben erschienene Publikation und die genehmigte Förderung. Diese Freude gilt es aufrechtzuerhalten und nach dem Rückschlag nicht aufzugeben, sondern ihn als Anlass zu nehmen, noch besser zu werden. Der Austausch mit anderen Wissenschaftler*innen kann hier hilfreich sein, etwa im Rahmen der wöchentlichen Lunchtalks der Graduiertenakademie. - Erwerb von Schlüssequalifikationen
Zeit- und Projektmanagement, Führungs- und Teamstrategien, sich und seine Arbeit präsentieren, die ausgewogene Balance zwischen Wissenschaft und Freizeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf - dies alles sind Softskills, welche in nahezu jedem Bereich wichtig sind. Die Graduiertenakademie bietet ein entsprechendes Kursangebot. An dieser Stelle sei auch auf die Kurse der Hochschuldidaktik und anderer Weiterbildungsangebote der Universität verwiesen. - Netzwerk
Häufig wird behauptet, Stellenbesetzungen im akademischen Bereich seien entweder schon im Vorfeld abgesprochen oder reine Glückssache, ein Zufallsprodukt. Um möglichst wenig dem Zufall zu unterlassen, ist es daher nötig, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, die richtigen Kontakte zu haben. Der Aufbau und das Aufrechterhalten eines Netzwerks zu anderen Wissenschaftler*innen, wissen an wen man sich mit welcher Frage richten kann, selbst als kompetenter Kooperationspartner zur Verfügung zu stehen, Informationen an Interessierte weiterzugeben und zu erhalten, dies alles fördert die eigenen Karrierechancen. Die Graduiertenakademie unterstützt Sie dabei durch Beratung und entsprechende Kurse.
Karrierewege in Greifswald
Das Alumni-Portal bietet Ihnen die Möglichkeit, mit Kommiliton*innen und der Universität im Austausch zu bleiben und in einer der zahlreichen Alumni-Gruppen aktiv zu sein.
KarriereWegeMentoring ist ein erfolgreiches und wirkungsvolles Instrument der Personalentwicklung, welches die Potentiale hochqualifizierter Wissenschaftler*innen stärkt und zur Chancengleichheit beiträgt. Es regt an, die eigene berufliche Laufbahn gezielt zu planen und zu verfolgen. Zudem erhöht Mentoring die beruflichen Einstiegs- und Aufstiegschancen, ermöglicht karrierefördernde Kontakte und den Aufbau eigener professioneller Netzwerke.
Das Zentrum für Forschungsförderung und Transfer (ZFF) bietet Wissenschaftler*innen bedarfsorientierte Dienstleistungen im Bereich der Drittmittelforschung sowie des Forschungstransfers und berät Sie bezüglich aktueller Drittmittelausschreibungen.
Verantwortlich für die Seiten
Graduiertenakademie der Universität Greifswald
Dr. Michael G. Schöner
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