Manfred Kastner

Informationen zum Ausstellungs- und Katalogprojekt:

„Künstlerisch bewundert und von der Staatssicherheit verfolgt – der Surrealist Manfred Kastner (1943–1988)“

Anlässlich des 20. Todestages des Rügener Künstlers Manfred Kastner veranstaltete die Kustodie der Universität Greifswald vom 21. Juni bis 21. Juli 2008 eine Sonderausstellung.

Über 30 Gemälde, Lithographien und Handzeichnungen aus Privatbesitz erinnern an eine Epoche der DDR-Kunstgeschichte, die mit Repressalien verbunden war. Der zu DDR-Zeiten wegen seiner surrealistischen Werke provozierende Künstler hat kontroverse Debatten bis in die höchsten Ebenen der Kulturpolitik und Staatssicherheit ausgelöst: VBK-Präsident Prof. Willi Sitte nahm sich des Falles Kastner persönlich an, wie die Hauptabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit mitteilte. Der künstlerische Autodidakt war von 1963 bis 1970 als IM "Möwe" für das MfS tätig aktiv. Erst 1970 vermochte er sich aus dieser Verstrickung zu lösen. 20 Jahre wurden der Künstler und seine Familie von der Stasi observiert. Stasispitzel von Manfred Kastner zählten zugleich zu den eifrigsten Sammlern seiner Werke.

Dr. Thilo Habel
Leitung Kustodie

Domstraße 11, Eingang 4
17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3060
kustodieuni-greifswaldde

Von den zerfallenen Industriearchitekturen mit rauchenden Schornsteinen, von den oft menschenleeren Straßen, Brücken in kosmischen Landschaften, von den geheimnisvoll anmutenden Bahnhöfen und Seezeichen geht noch heute eine große Faszination aus. Sie entsprachen in keiner Weise dem „sozialistischen Realismus.“ Aber auch die technische Perfektion in Kastners Originalen beeindruckt. Eine lasierende Ölmalerei, die an den Romantiker Caspar David Friedrich erinnert. Höchste künstlerische Ansprüche verwirklichte Kastner in seinen mehrfarbigen Offset-Lithographien. Das Œvre von Manfred Kastner ist über Jahre Forschungsgegenstand am Lehrstuhl für Neuere Kunstgeschichte des Caspar-David-Friedrich-Institutes der Universität Greifswald gewesen. Dem langjährigen Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Bernfried Lichtnau ist diese Ausstellung anlässlich seiner Emeritierung 2008 gewidmet.