Wissenschaftliche Beiträge


Die Idee polyvalenter Lehre und ihre Grenzen

Rüdiger Rhein
Leibniz Universität Hannover
Zentrale Einrichtung Lehre, Studium und Weiterbildung

Polyvalente Lehre bedeutet, Wissenschaft nicht nur als epistemisches Projekt zu verstehen. Die Beschäftigung mit Wissenschaft im Kontext eines akademischen Studiums kann die Befähigung zum forschend-erkundenden und reflexiven Erarbeiten von Lösungsvorschlägen für komplexe und ergebnisoffene Problemstellungen zum Ziel haben; dabei würden Sachkunde, Sachverstand, Urteilskompetenz und Kreativität zentrale Bildungsziele darstellen. Um diese konzeptuelle Idee eines wissenschaftlichen Studiums für Lehrende und Studierende reflexiv verfügbar zu halten, bedarf es einer theoretischen Rückversicherung über Ziele und Zwecke von Wissenschaft sowie einer praktischen Vorstellung, wie sich die Bildungsziele des Studiums durch makro- und mikrodidaktische Arrangements realisieren bzw. wahrscheinlich machen lassen.


Polyvalenz – Überlegungen zu einem vielseitigen Begriff

Ivonne Driesner
Universität Greifswald, BMBF-Projekt interStudies  

Der Begriff Polyvalenz wurde in der Vergangenheit in unterschiedlicher Bedeutung gebraucht; besondere Aktualität und Brisanz entfaltete sich vor allem in Bezug auf das Lehramt, als in den 80er-Jahren die wachsende Arbeitslosigkeit von Lehrerinnen und Lehrern dazu führte, dass Polyvalenz aus beruflicher Perspektive als Möglichkeit der Flexibilität und Mobilität verstanden wurde. Im Zuge des Bologna-Prozesses bezog sich Polyvalenz vor allem auf Studiengänge, die durch den Aufbau breiter Kompetenzen vielfältige Anschlussmöglichkeiten garantieren sollten. Dieses Verständnis führte bei Kritikern zum Teil zu einer Gegenüberstellung von Polyvalenz und Professionalisierung. Wenngleich vielfach deutlich geworden ist, dass diese Aspekte sich nicht ausschließen, ist universitäre Lehre nach wie vor gefordert, diese in sich zu vereinen. Begreift man Polyvalenz auf der Ebene der Lehrveranstaltungen als das gemeinsame Lernen von Studierenden unterschiedlicher Studiengänge, so bietet das nicht nur die Möglichkeit, gleichsam Flexibilität und Professionalität auszubilden, sondern auch einen Ansatz von inklusivem Denken.


Polyvalenz in Studium und Lehre – (k)ein Thema?

Ulrike Bruhn, Adrienne van Wickevoort Crommelin
Universität Greifswald, BMBF-Projekt interStudies

Mit einer explorativ angelegten Fallstudie möchten wir einen empirischen Beitrag zur Diskussion von Polyvalenz an Hochschulen leisten. In neun Interviews fragten wir Lehrende und Studierende der Universität Greifswald, wie sich Polyvalenz aus Sicht unterschiedlicher Fachkulturen darstellt, wo Handlungsbedarf besteht und welche Lösungen sich entwickeln ließen. Die Auswahl der Interviewpartner erfolgte nach Lehrveranstaltungstypen und Studiengängen der natur-, wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen Fächer. Die Gespräche zeigen, dass Handlungsbedarf nicht nur in der Weiterentwicklung didaktischer Methoden für Lehrveranstaltungen, z.B. in der vermehrten Schaffung von Anreizen zum Peer Learning besteht, sondern auch im Bereich der Organisationsentwicklung sowie in der Gewinnung von Erkenntnissen über das studentische Lernverhalten.