Gute Praxis


Kommunikative Schlüsselkompetenz zur Berufsqualifizierung im Jurastudium

Thilo Tröger
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät

Ein wesentliches Ziel des Jurastudiums besteht darin, die Absolventen zu befähigen, Rechtskonflikte interessengerecht zu lösen oder präventiv zu vermeiden bzw. komplexe Sachverhalte mithilfe des Gesetzes und der juristischen Methode interessengerecht zu lösen. Um dies leisten zu können, sind neben der fachlichen Kompetenz, d. h. der Rechtskenntnis und ihrer korrekten Anwendung, andere, vor allem soziale und kommunikative Fähigkeiten nötig, die unter dem Begriff der Schlüsselqualifikationen oder Schlüsselkompetenzen zusammengefasst sind. Schlüsselkompetenzen sind mit der Reform der Juristenausbildung seit 2004 auch für das Jurastudium vorgeschrieben, um stärker als bislang Bezüge zur anwaltlichen Praxis herzustellen. Dieser Aufsatz geht zunächst auf die Bedeutung von kommunikativen Schlüsselkompetenzen für einzelne juristische Berufe ein und ordnet ihnen die Vielzahl der dabei erforderlichen Schlüsselkompetenzen zu. Im zweiten Teil wird die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen als eine Form polyvalenter Lehre dargestellt, da ihre Vermittlung nicht auf ausdifferenzierte Tätigkeitsfelder ausgerichtet ist. Anschließend werden zwei Lerneinheiten zu zwei Schlüsselkompetenzen aus der Lehrpraxis und ihre Methodik dargestellt sowie auf den Zusammenhang zwischen dem angestrebten Lernerfolg im Seminar und den Anforderungen der beruflichen Praxis eingegangen. Der angestrebte Lernerfolg wird abschließend mit den Aussagen von Studierenden aus den Veranstaltungsevaluationen verifiziert und daran nochmals aufgezeigt, warum die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen im Studium für Juristen wichtig ist.


… und wie mache ich das? Praxisvermittlung im Rahmen des Service Learning in polyvalenten Lehrveranstaltungen

PD Dr. Robert Riemer
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Historisches Institut

An einer eher kleinen Volluniversität wie in Greifswald ist aufgrund der geringen personellen Ausstattung bei gleichzeitig breitem Fächerspektrum[1] die Durchführung polyvalenter Lehrveranstaltungen (vgl. dazu u. a. Rhein 2013; Driesner, I. 2013) eine Notwendigkeit, die in manchen Fällen nachteilig[2] ist, in den hier vorzustellenden zwei Beispielen jedoch vor allem positive Effekte hat. Konkret handelt es sich um zwei Lehrveranstaltungen am Historischen Institut, die als polyvalente, mehrere Studiengänge ansprechende Hauptseminare konzipiert sind und neben dem Kompetenzerwerb seitens der Studierenden im Rahmen des forschenden Lernens auch ein nachhaltiges Ergebnis im Sinne des Service Learning (vgl. dazu u. a. Baltes, Hofer & Sliwka 2007) produzieren. Dies soll es den Studierenden ermöglichen, anhand gesellschaftlich relevanter Fragestellungen historische Forschung zu betreiben und die Ergebnisse in Praxisfeldern mit entsprechenden Bedarfen anzuwenden. Die Seminare wurden jeweils über zwei Semester angelegt und widmen sich den Themen „Pommern und Brasilien – gestern und heute“ (SoSe 2014; WiSe 2014/15) und „Prora“ (SoSe 2015; WiSe 2015/16). Die Lehrangebote, von zwei Dozenten gemeinschaftlich betreut und finanziell extern gefördert[3], erfreuen sich einer großen Nachfrage bei den angehenden Historikern[4] und Geschichtslehrern am Historischen Institut – die Zahl der aktiv Beteiligten liegt bei jeweils ca. 50 bis 60 Studierenden pro Semester.
Die folgenden Ausführungen in Form eines Erfahrungsberichts thematisieren Planung und Ziele der Veranstaltungen sowie notwendige Voraussetzungen, die praktische Durchführung und die erzielten Ergebnisse, die wiederum mit den zu erwerbenden Kompetenzen in Beziehung gesetzt werden.


[1] Bei aktuell fünf besetzten Professuren und ca. 1.200 Studierenden, die in Greifswald Seminare und Vorlesungen am Historischen Institut besuchen, sind separate Angebote für die verschiedenen angebotenen Studiengänge nicht möglich.
[2] Nachteile können in der großen Zahl an Veranstaltungsbesuchern liegen, die eine individuelle Betreuung erschwert (bei Übungen, Seminaren), oder in dem möglicherweise stark differierenden Wissensstand der Hörer (Überblicksvorlesungen, die für alle Semester und Studiengänge geöffnet sind, inklusive General Studies, also Teilnehmer, die regulär zwei andere Fächer studieren).
[3] Siehe unten „Voraussetzungen“; das Bundesbildungsministerium stellt über das interStudies-Projekt der Universität Greifswald Mittel bereit.
[4] Im vorliegenden Text findet das generische Maskulinum Anwendung.