Gute Praxis


„Auf Darwins Spuren“ – Praxisbezogene Gestaltung der Studieneingangsphase

Gezielte Qualifizierung Biomathematik-Studierender des ersten Semesters für Wissenschaft und Praxis

 

Prof. Dr. Mareike Fischer
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Institut für Mathematik und Informatik

Brian Carlsson und Birke Sander
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Projekt interStudies

 

Zu Beginn ihres Studiums besuchen Biomathematik-Studierende lernintensive grundlegende Lehrveranstaltungen, um sich, aufbauend auf diesem Grundlagenwissen, im weiteren Studienverlauf zu spezialisieren. Dieser Studienaufbau verhindert allerdings, sich im ersten Semester mit den reizvolleren Studieninhalten der Biomathematik zu befassen, welche erst ab dem zweiten Semester erfolgen. Weiterhin können fachlich-akademische Denkmuster der Biomathematik nicht an das schulische Wissens- und Kompetenz-Reservoir der Studierenden anknüpfen. Aus der beschriebenen Problemlage ergeben sich kritische Phasen in der Studieneingangsphase, die Studienfachwechsel oder Studienabbrüche begünstigen. Nach Analyse der Problemlage wurde eine praxisbezogene Gestaltung der Studieneingangsphase als Intervention entwickelt und erprobt. Das System fokussiert gezielt auf fachspezifische Bedürfnisse Erstsemesterstudierender der Biomathematik und bietet diesen durch ihren praxisnahen Ansatz „auf Darwins Spuren“ bereits eine Perspektive auf die Forschungs- und Aktivitätsvielfalt, Arbeits- und Denkweisen sowie Employability-Anforderungen des Faches.


Simulation in der polyvalenten Lehre – Entwicklung und Implementierung eines Teamtrainings der klinischen Notfallmedizin für angehende Ärzte und Pflegekräfte

Maud Partecke und Prof. Dr. Konrad Meissner
Universitätsmedizin Greifswald Klinik für Anästhesiologie

Christiane Reppenhagen
Berufliche Schule an der Universitätsmedizin Greifswald

 

Die Versorgung eines Notfallpatienten1 stellt hohe Anforderungen an Ärzte und Gesundheits- und Krankenpfleger. Die effektive Behandlung des Patienten erfordert neben einer hohen fachlichen Expertise insbesondere die Fähigkeit, in zeitkritischen Situationen in der Zusammenarbeit rational und fokussiert zu handeln. Angehende Ärzte und Gesundheits- und Krankenpfleger werden auf ihre Zusammenarbeit jedoch nicht ausreichend vorbereitet. In monoprofessionell organisierten Qualifizierungswegen bleibt ihnen die Möglichkeit verwehrt, die interprofessionelle Kooperation vor ihrem Berufseintritt zu trainieren. Hier setzt eine Projektinitiative der Klinik für Anästhesiologie und der Beruflichen Schule an der Universitätsmedizin Greifswald an. Das Projekt zur „Erhöhung der Patientensicherheit durch die Integration von Human-Factor-Training in die Ausbildung von Gesundheitsberufen“ hatte die didaktische Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines interprofessionellen Lernangebotes im Fachbereich der Klinischen Notfallmedizin zum Gegenstand. Zielgruppe waren Studierende der Humanmedizin und Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege an der Universitätsmedizin Greifswald. Eine besondere Herausforderung der Projektdurchführung lag in der methodischen Gestaltung des Lernangebotes. Es galt, ein Kurskonzept zu entwickeln, in dem die ausgeprägt heterogene Zielgruppe unter Berücksichtigung individueller und berufsspezifischer Voraussetzungen nach Maßgabe eines handlungs- und problemorientierten Ansatzes auf hohem fachlichem Niveau miteinander lernt.
Im Projektverlauf wurde unter Zugrundelegung eines modernen didaktischen Modells ein zweitägiges simulationsbasiertes Kursangebot entwickelt und durchgeführt. Studierende und Pflegeschüler trainierten gemeinsam in relevanten, der Realität nachgebildeten Fallszenarien notfallmedizinische Handlungsabläufe und die Anwendung konkreter Techniken der Kommunikation und Teamarbeit. Geleitet wurde der Kurs in interprofessioneller Besetzung von eigens geschulten Ärzten und Pflegekräften.
In den Sommersemestern 2014 sowie 2015 wurden 20 Kurse angeboten und von 120 Studierenden und 120 Pflegeschülern durchlaufen. Erste Evaluationsergebnisse weisen auf eine hohe Zufriedenheit der Teilnehmer mit der methodischen Gestaltung sowie Betreuung hin und lassen auf eine gleichermaßen hohe Akzeptanz des simulationsbasierten Lehrformates bei beiden Professionen schließen.


Ein Case-Study-Modul zur Verknüpfung von Wissenschaft und berufsorientierender Praxis

Christian Bülow
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Institut für Geographie und Geologie

Michael Mach
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Projekt interStudies

 

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Case-Study-Modul des Masterstudiengangs Tourismus und Regionalentwicklung als verknüpfendes Element zwischen universitärer Wissenschaft und berufsorientierender Praxis. Nachdem im Wintersemester 2015/16 der vierte Masterjahrgang angelaufen ist und die Studierenden der ersten beiden Jahrgänge den Studiengang abgeschlossen bzw. nahezu abgeschlossen haben, wurde untersucht, wie das Case-Study-Modul von Studierenden und Dozierenden bewertet wird.
Zunächst werden die Genese, Konstruktion und Besonderheit des Masterstudiengangs dargestellt.
Anschließend werden die Stärken und Schwächen des Case-Study-Moduls herausgearbeitet. Dazu wurden eine quantitative Studierendenbefragung und mehrere qualitative Interviews mit Dozierenden durchgeführt. Im abschließenden Ausblick wird die Übertragbarkeit des Moduls auf andere Studiengänge und Fachrichtungen diskutiert.


Sprecherziehung – rhetorische Kommunikation für lebendigen Unterricht

Ein sprechwissenschaftlich fundiertes Seminarkonzept zur Ausbildung kommunikativer Schlüsselkompetenzen für Lehramtsstudierende

Anke Portugal
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Institut für Erziehungswissenschaft

 

Eine berufsorientierte stimmlich-sprecherische Schulung gehört zur Basis einer fundierten Lehrerbildung. Dazu zählt das professionelle Training der Sprechstimme, welches den Grundstein für eine lebenslange stimmliche Belastungs- und Berufsfähigkeit legt. Das scheint besonders wichtig angesichts bundesweiter empirischer Erhebungen bei Lehramtsstudierenden, die bei weit über dreißig Prozent stimmliche und sprecherische, z. T. behandlungsbedürftige Auffälligkeiten ergaben (vgl. Lemke, 2006). Die im Modul Angewandte Schulpädagogik für alle Lehramtsstudierenden wählbare Lehrveranstaltung „Sprecherziehung – Rhetorische Kommunikation für lebendigen Unterricht“ zielt jedoch nicht auf reine Stimmbildung, Artikulationsschulung oder die isolierte Vermittlung phonetischer Kenntnisse. Analog wird eine didaktisch-methodische Rederhetorik für den Schulalltag vermittelt, welche die mündliche Kompetenz fördert. Das integrative Lehrkonzept für kleine Gruppen mit maximal zwölf Teilnehmenden versteht sich als rhetorisches Coaching, welches praxisorientiert mündliche Schlüsselkompetenzen ausbildet. Es soll Lehrende auf die große Aufgabe vorbereiten, Schüler1 im Lernprozess zu motivieren. Herausforderungen und gleichzeitig Chance hinsichtlich der Polyvalenz der Veranstaltung liegen in den diversen fachlichen Hintergründen der Studierenden und den unterschiedlichen Wissensbeständen und Affinitäten zu sprechwissenschaftlichen Aspekten.