"Individualisiertes Lernen in der Hochschule"

Abschlusstagung, 3. November 2016

Die Abschlusstagung des Projekts interStudies widmete sich dem Thema des individualisierten Lernens an Hochschulen. In Anbetracht zunehmender Heterogenität der Studierenden können individualisierte Lernformen einen Ansatz bieten, stärker auf die unterschiedlichen Wissensstände, Fähigkeiten und Interessen der Studierenden einzugehen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Lehrende zu Begleitern individueller Kompetenzentwicklungen werden und Lernende stetig den eigenen Lernprozess sowohl organisieren als auch reflektieren.

Eröffnet wurde die Tagung durch Herrn Prof. Dr. Micha Werner, Prorektor für Forschung und Internationales der Universität Greifswald. Er führte in die Thematik der Individualisierung ein und bot einen Rückblick auf die vergangenen vier Jahre des Projekts interStudies, das Engagement der Projektmitarbeitenden und die entwickelten Maßnahmen.

In der Keynote skizzierte Herr Prof. Dr. Rolf Schulmeister, Gründer des Interdisziplinären Zentrums für universitäres Lehren und Lernen der Universität Hamburg, Potenziale und Grenzen des individualisierten Lernens an der Hoch-schule. Er zeigte auch die Problematik der Selbststudienzeit auf, die er im Rahmen seiner bundesweiten  ZEITLast-Studie elektronisch-basiert analysierte. Hierbei kam er auf die Diskrepanz zwischen notwendiger Selbst-studienzeit für Studienerfolg und dem Pensum tatsächlich geleisteter Selbststudienzeit zu sprechen. Der Zusammenhang zwischen Präsenz, Lernaufwand und Studienerfolg stand im Vordergrund seiner Ausführungen. Während der darauf folgenden Mittagsgespräche wurden Impulse zur individualisierten Lehrgestaltung geboten.

Eröffnet wurden die Mittagsgespräche durch Herrn Prof. Martin Wilmking, Ph. D., Lehrstuhl für Landschafts-ökologie, Preisträger für hervorragende Lehre 2016. Sein Beitrag zum Thema „Flipped Classroom – Integration individualisierter Lernformen in die Lehrgestaltung“ zeigte eine aktuelle Umsetzung des Flipped Classroom-Formats in der Lehre des Instituts für Landschaftsökologie und Ökosystemdynamik. In der Diskussion wurden Vor- und Nachteile des Flipped Classroom-Formats diskutiert. Insbesondere die Fragestellung, ob die durch das Format beanspruchte Selbststudienzeit der Studierenden eine Konkurrenzsituation zu anderen Lehrveranstaltungs-formaten evoziert, wurde angeregt erörtert. Auch die notwendige Motivation zur Selbstdisziplinierung der Lerngruppe, um diese adäquat vorbereitet während der Präsenzzeit miteinander arbeiten zu lassen, bot den Teilnehmenden multiperspektivische Ansätze zum Austausch.

Den zweiten Beitrag gestaltete Frau Birke Sander, Hochschuldidaktikerin und Mitarbeitende des Projekts interStudies zum Themenkreis der „Ebenen und Formate der Individualisierung“. Hierbei wurden ausgehend von den Ebenen Didaktisches Design, Lehrendenrolle, Lernraumgestaltung und Lehrmaterial/Aufgabengestaltung und Leistungs-überprüfung geeignete Formate und Aspekte zur Umsetzung individualisierter Lehre vorgestellt und in Hinblick auf ihren Wirksamkeitsbereich diskutiert. Auch der individuelle Lehrstil fand als Individualisierungs-Faktor Beachtung, ein Best Practice-Beispiel der Technischen Universität München zur Individualisierung einer Lehrveranstaltung „Komplexitätsmanagement“ schloss den Impuls. Eine Frage der anschließenden Diskussion betraf die Erfahrungen der Teilnehmenden bezüglich des Einsatzes von Individualisierungsstrategien in ihrer fach-spezifischen Lehre. Angeregt wurden auch die Auswirkungen des persönlichen Lehrstils betrachtet, die sich im Umgang mit Individualität und Diversität in den Lehrsettings ebenso individuell äußern.

 

Nach den Mittagsgesprächen wurden innovative Lehrprojekte, welche die Umsetzung individualisierter Lern-formen veranschaulichten, von Lehrenden der Universität Greifswald im Disqspace-Format präsentiert: 

  • Individualisierung und Standardisierung in der Ausbildung - ein Widerspruch? Das Portfolio für die Praxisphasen in der Lehrerbildung (Dr. Margita Kuty, Institut für Anglistik/Amerikanistik)
  • Interdisziplinarität und Schreibprozesse in der Studieneingangsphase (Dr. Bernard van Wickevoort-Crommelin, Historisches Institut)
  • Motiviert studiert (Daniel Hunold, Lehrstuhl für allgemeine Betriebswirtschaftslehre insbesondere Marketing)
  • Studienmarketing und Studienorientierung für kleine Fächer an der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald (Yvonne Bindrim, Institut für Fennistik und Skandinavistik, Dr. Anastasija Kostiučenko, Institut für Baltistik)

 

Im Anschluss an die Präsentationen der innovativen Lehrprojekte informierte Herr Dr. Andreas Fritsch, Leiter der Stabsstelle Integrierte Qualitätssicherung  (IQS) und des Projekts interStudies, Universität Greifswald über die Fördermöglichkeiten für innovative Lehrprojekte im Zeitraum 2017 – 2020. Er stellte die drei zukünftigen Säulen der Förderung dar: Lehrprojekt-Award, Studiengang-Modellprojekte und StudentReform-Award. Mit einem Rückblick auf das Projekt interStudies schloss er die Tagungsveranstaltung. 

Wir danken allen Teilnehmenden für die engagierte Teilnahme, die erkenntnisreichen und anregenden Impulse sowie lebhaften Diskussionen!