Ehrendoktorwürde Hannelore Kohl

Foto: Archiv Universität Greifswald
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Die Universitätsmedizin der Universität Greifswald verlieh am 5. Mai 1995 die Ehrendoktorinwürde an Hannelore Kohl, Gründerin und Vorsitzende der „ZNS – Hannelore Kohl Stiftung für Verletzte mit Schäden des Zentralen Nervensystems“. Damit wurden ihr gemeinnütziges Engagement und ihr Einsatz für Unfallopfer mit Schädel-Hirn-Trauma geehrt. 

Sechzehn Jahre war sie die Frau an der Seite des deutschen Regierungschefs, und Hannelore Kohl blieb gern im großen Schatten ihres Mannes. Wie die personifizierte „Frau hinter dem mächtigen Mann“ stellte sie sich zumindest für die Öffentlichkeit dar. Wenn die zierliche Blondine an der Seite von Helmut Kohl auftrat, blieb sie still, sei es bei Staatsbesuchen, sei es im Wahlkampf für die CDU. Doch da, wo der übermächtige Kanzler nicht war, da sagte sie selbst von sich: „Ich bin aus dem Schatten meines Mannes herausgetreten.“ Was sie damit meinte, war keine kleine Revolution, sondern ihr unermüdliches Engagement für Menschen mit Schädel-Hirn-Verletzungen. Für diese gründete sie 1983 das Kuratorium ZNS, mit dem sie Millionenbeträge sammelte. Auf diesem Gebiet war Hannelore Kohl konkurrenzlos, sie kannte sich aus wie wenige andere und kämpfte ohne Pause. Mehrfach engagierte sie sich in Mecklenburg-Vorpommern für Rehabilitationsprojekte. Mit 1,5 Millionen Mark wurde das Neurologische Zentrum der Universität Greifswald unterstützt, wiederholt übergab Hannelore Kohl Spenden für Einrichtungen im Land. 

Zur Person

Johanna Klara Eleonore Kohl, geboren am 7. März 1933 in Berlin; gestorben am 5. Juli 2001 in Luwigshafen am Rhein.

53 ihrer 68 Lebensjahre verbrachte sie mit Helmut Kohl. Mit 15 lernte die gebürtige Berlinerin, die in Leipzig aufwuchs und durch den Krieg zum Flüchtling wurde, Kohl in Ludwigshafen kennen. Die Tanzstundenliebe wurde nach 12 Jahren zur Ehe. Ihr Rufname „Hannelore“ ist eine Komposition aus „Johanna“ und „Eleonore“.

Als der Stern Helmut Kohls Ende 1998 sank, sah man sie immer seltener. Ihre Lichtallergie, die sie 1993 durch Penicillin erwarb, verschlimmerte sich und fesselte sie viel ans Haus. Es muss bitter für Hannelore Kohl gewesen sein, dass sie nicht einmal zur Hochzeit ihres Sohnes Peter fahren konnte.

Ein Jahr vor ihrem Selbstmord wurde ihr von einem Journalisten des Westdeutschen Rundfunks Geldwäsche und Untreue bei ihrer Arbeit für das ZNS und die nach ihr benannte Stiftung unterstellt. Dies wurde von ihr als Vorbereitung des Rufmordes wahrgenommen und als Versuch, ihr öffentliches Lebenswerk zu zerstören. Obwohl die Anschuldigungen widerlegt wurden, geriet sie unter erheblichen psychischen und existenziellen Druck.